„Du bist Israels Lehrer und weißt das nicht?“

Jan Fleischauer hat zu Recht darauf hingewiesen, wie merkwürdig es ist, dass Margot Käßmann in ihrer Verteidigung des radikalen Pazifismus die Frage des Bösen in der Welt ausblendet. Er schreibt:

„Das eigentlich Erstaunliche ist, dass nicht einmal eine deutschlandweit bekannte Theologin noch eine Vorstellung vom Bösen zu haben scheint. Bei einer Vertreterin der Kirche sollte man eigentlich ein Verständnis für die Natur des Teuflischen erwarten können – das Denken in metaphysischen Kategorien war zwei Jahrtausende lang das Privileg dieser Institution. Aber das Einzige, was davon übrig geblieben ist, ist die Verteufelung von allem, was schießt.“ (Quelle)

Nun muss also der Spiegel der Kirche den Spiegel vorhalten, wohin sie kommt, wenn sie sich nicht an der Bibel orientiert.

Jesus fragte Nikodemus einst: „Du bist Israels Lehrer und weißt das nicht?“ Die liberale Theologie führt dazu, dass man die in ihr Sozialisierten oft fragen muss: „Du bist der Kirche LehrerIn und weißt das nicht?“

Wenn die Kirche nicht über die Realität des Bösen und der Sünde spricht, hat sie keinen Grund, über Vergebung und Versöhnung zu sprechen. Dann kann sie auch nicht mehr Geldgier oder Rassismus „Sünde“ nennen. Sie verweigert der Welt das eigentlich Besondere an ihr und ist dann schlicht und einfach überflüssig.

Eine Luther-Botschafterin, die nicht weiß, dass das gerade Luthers großer Beitrag war, uns den „In-sich-verkrümmten Menschen“ vor Augen zu führen und zu insistieren, dass Christen keine besseren Menschen, sondern begnadete Sünder sind, die von Gottes Vergebung und Bewahrung leben, ist bemerkenswert.

Henryk M. Broder schreibt treffend dazu:

„Der Preis des Glücks liegt in der Entkoppelung von der Realität. Wie Truman Burbank, gespielt von Jim Carrey in der ‚Truman Show‘, haben wir uns in einer virtuellen Welt gemütlich eingerichtet, aus der das Böse verbannt wurde. Niemand ist böse. Niemand meint es böse, nicht einmal die Taliban oder die Kopfjäger des Islamischen Staates. Auch die Täter sind, genau genommen, Opfer historischer oder gesellschaftlicher Verhältnisse; wenn es nicht die Kolonialzeit ist, die nachwirkt, dann eine schwierige Kindheit voller Entbehrungen. Es gibt keinen Konflikt, den man nicht friedlich, auf dem Verhandlungswege, lösen könnte. Am Hindukusch ebenso wie in Neukölln.“ (Quelle)

 

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