Da ich im Laufe meines abwechslungsreichen Lebens meine akademische Titel in aller Welt erworben oder verliehen bekommen habe, und da derzeit lange zurückliegende Promotionen plötzlich durchleuchtet und kritisiert werden, dachte ich, es sei gut, bei meinen ausländischen Titeln einmal selbstkritisch die Anerkennungsfrage zu stellen. Hier das Ergebnis.

1982: lic. theol. (Schweiz)

1982: lic. theol. (Pfarrer) an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel [STH] (Schweiz) mit einer Arbeit mit dem Titel „Das Mißverständnis des Emil Brunner: Emil Brunners Bibliologie als Grund für das Scheitern seiner Ekklesiologie” (96 S., Druckversion: 54 S.).

Das Mißverständnis des Emil Brunner: Emils Brunner’s Bibliologie als Ursache für das Scheitern seiner Ekklesiologie. Theologische Untersuchungen zu Weltmission und Gemeindebau. Arbeitsgemeinschaft für Weltmission und Gemeindebau: Lörrach, 1982; auszugweise wiedergegeben als „Das Mißverständnis der Kirche und das Mißverständnis des Emil Brunner“. Bibel und Gemeinde 89 (1989) 3: 279-311; etwa zur Hälfte überarbeitet in „Beiträge zur Kirchen- und Theologiegeschichte“ (2001) und zur Hälfte in „Ethik“, Bd. 2. (ab 2. Aufl. in Bd. 3, ab. 4. Aufl. in Bd. 5); lieferbar hier.

Staatlich akkreditierter Titel, da die STH Basel seinerzeit das Recht zur Pfarrerausbildung vom Kanton Basel verliehen bekommen hatte. (Seit ‚Bologna‘ ist das in Basel jetzt anders geregelt, den derzeitigen Stand der STH Basel kenne ich nicht.) Mein Baseler Abschluss lic. theol. wurde sowohl von der Universität Bonn (Philosophische Fakultät) als auch von der staatlich anerkannten Theologische Hogeschool van de Gereformeerde Kerken in Kampen als einem Magisterabschluss gleichwertig anerkannt.

1984: Drs. theol. (Niederlande)

1984: Drs. theol. (Fächer: Missionswissenschaft, Ökumenische Theologie, Systematische Theologie) an der Theologische Hogeschool van de Gereformeerde Kerken in Kampen (Niederlande)

Staatlich akkreditierter Titel, an einer staatlich anerkannten Hochschule im niederländischen Hochschulsystem. In den Niederlanden erwirbt man mit einer kleineren Arbeit und den mündlichen Doktoralprüfungen bereits den Titel „Doktorandus“, mit dem man sich sogar schon auf Professuren bewerben kann. Für die Promotion fehlen dann nur noch die Promotionsschrift und die öffentliche Verteidigung derselben. (In Deutschland finden die mündlichen Prüfungen dagegen erst nach Einreichen der Promotionsschrift statt. Ich persönlich finde das niederländische Verfahren viel sinnvoller. Erst wird das breite Wissen gelernt und abgefragt, dann das spezielle Thema behandelt.)

1985 Dr. theol. (Niederlande)

1985 Dr. theol. (Missionswissenschaft und Ökumenische Theologie) an der Johannes-Calvin-Stiftung der Theologische Hogeschool van de Gereformeerde Kerken in Kampen (Niederlande) mit einer Dissertation unter dem Titel „Theodor Christlieb und seine Missionstheologie“ (420 S., Druckversion: 300 S.)

Theodor Christlieb und seine Missionstheologie. Wuppertal: Telos/EGfD, 1985; lieferbar hier.

Staatlich akkreditierter Titel, an einer staatlich anerkannten Hochschule im niederländischen Hochschulsystem. Der niederländische Titel wurde – wie es damals noch Vorschrift war – vom Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) nostrifiziert, zunächst als „Dr. theol. (NL)“, später dann ohne Länderzusatz, aber nur in der Originalform, was etwas kurios war, da die niederländische Form des Titels sowieso mit der deutschen übereinstimmt. Das Kultusministerium von NRW wollte mir aber untersagen, den Doktortitel als Teil meines Namens zu führen, das Einwohnermeldeamt Erftstadt und dann Bonn bestand aber darauf, genau dieses zu tun, weswegen der „Dr.“ Teil meines Namens im Personalausweis usw. wurde. (Seit „Bologna“ ist die Rechtslage sowieso anders.)

1990: Ph. D. in Kulturanthropologie (USA)

1982 bis 1990: Studium der Vergleichenden Religionswissenschaft, Ethnologie, Volkskunde und Soziologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (vollständiges Magisterstudium mit Hauptfach und zwei Nebenfächern, aber ohne Magisterabschluss oder Promotionsabschluss, siehe dann aber unten zu 2007)

1987 to 1990: Postgraduiertenfernstudium in Kulturanthropologie an der Pacific Western University [heute: California Miramar University], Los Angeles (CA, USA)

1990: Ph. D. in Kulturanthropologie an der Pacific Western University [heute: California Miramar University], Los Angeles (CA, USA) mit einer Dissertation „Hans Naumann als Volkskundler unter dem Nationalsozialismus“ (620 S., Druckversion: 620 S.)

„Das göttliche Volkstum“ und der „Glaube an Deutschlands Größe und heilige Sendung“: Hans Naumann als Volkskundler und Germanist im Nationalsozialismus. [2 Bände, 1992]. zus. 620 S. Neuauflage in einem Band. 2000. ISBN 978-3-932829-16-1; lieferbar hier.

Die Pacific Western University in Los Angeles hatte ich damals nach einem kompletten Studium an der Universität Bonn gewählt (Kulturanthropologie umfasst in den USA Ethnologie, Volkskunde, Soziologie), weil sie mit Prof. Dr. James A. Hayes [BA, DePauw University; MA University of Chicago; Dr. phil. Universität Freiburg] über einen Kenner meines Dissertationsthemas verfügte, da er in Freiburg in Germanistik über Thomas Mann promoviert und sich mit Naumann beschäftigt hatte. Dies ist auch der Grund, warum ich die Arbeit in deutscher Sprache einreichen konnte. Naumann bewunderte Thomas Mann sehr und war mit ihm befreundet, Naumanns Nachfolger als Rektor der Universität Bonn – Naumann musste wahrscheinlich wegen der Karl-Barth-Affäre gehen [s. S. 197–201 meiner Arbeit] – aberkannte aber Mann die Ehrendoktorwürde, was Naumann für falsch hielt [S. 201–208].

Die Pacific Western University (California), Los Angeles, wurde 2005 zusammen mit ihrem Anerkennungsstatus in Kalifornien an die California Miramar University verkauft, die jetzt ihren Sitz in San Diego hat und die akademischen Unterlagen der PWU (also auch meine) in ihrem Archiv hat (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/California_Miramar_University). Sie ist beim Distance Education and Training Council (http://www.detc.org/) akkreditiert, aber nur noch für die Wirtschaftsfächer, nicht mehr für die Geistes- und Sozialwissenschaften, wobei Wirtschaft immer der Schwerpunkt der Pacific Western University war.

(Es gab länger eine namensgleiche umstrittene Schule auf Hawai [„Pacific Western University (Hawai)“], die 2006 nach einem vom Bundesstaat Hawai angestrengten Prozess geschlossen wurde. Mit dieser Schule hatte ich nie etwas zu tun.)

1996: Th. D. – theologischer Ehrendoktor in Ethik (USA)

1996: Th. D. – Ehrendoktor in Ethik am Whitefield Theological Seminary, Lakeland (FL, USA) für das Werk „Ethik“ (veröffentlicht, 2500 S.)

Soweit ich das übersehen kann, habe ich davon auszugehen, dass der Titel dieser kirchlichen (presbyterianischen) Hochschule nicht akkreditiert ist, auch wenn mir die Kopie einer staatlichen Betriebserlaubnis seitens des Staates Florida vorliegt, was ich aber nicht nachverfolgen kann, da sich die Rechtslage für Hochschulanerkennungen in Florida seitdem grundlegend verändert hat. Deswegen führe ich den Titel in Deutschland nicht. Die Leistung, für die der Titel vergeben wurde, ist allerdings umfangreich genug. :-) Außerdem scheint es mir eine Nostrifizierung einer Ehrenpromotion in Deutschland nicht zu geben.

Ethik. 2 Bände. Hänssler: Neuhausen, 19941; 3 Bände VTR: Nürnberg & RVB: Hamburg, 20012; 8 Bände: 20023. 2009.4; 2011.5 148.00 €. ISBN 978-3-933372-55-0; lieferbar hier.

1997: D.D. – theologischer Ehrendoktor (USA)

1997: D.D. – theologischer Ehrendoktor, Cranmer Theological House, Shreveport (LA, USA), für Verdienste um die Entwicklung moderner Ausbildungsprogramme und um die ökumenische Einheit der Christen

Cranmer Theological House wurde 1994 in Shreveport, Louisiana, gegründet und war zur Zeit der Verleihung des Ehrendoktors akkreditiert. Später zog die Hochschule nach Houston in Texas um. Nachdem 2008 das Oberste Gericht von Texas entschied, dass die staatlichen Aufsichtsbehörden die theologischen Ausbildungsprogramme nicht überprüfen und genehmigen dürfe, entschied sich Cranmer Theological House (leider) dafür, die Bachelor und Magisterprogramme ohne Akkreditierung rein zur Vorbereitung für die Ordination in anglikanischen Kirchen zu betreiben.

Die Ehrenpromotion beinhaltete eine dreijährige Gastprofessur für Ethik und Missionswissenschaft 1996–1999.

2006: D.D. – Ehrendoktor (Indien)

2006: D.D. – Ehrendoktor, ACTS University, Bangalore (Indien), für 20 Jahre Verdienste um die Einbindung sozialer Programme in die Hochschulausbildung in Indien

Die ACTS Academy of Higher Learning und die dazugehörigen ACTS PU & Degree College samt ihren Abschlüssen sind mit der staatlichen Universität von Bangalore verbunden: „The ACTS PU and Degree College is affiliated to and accredited by the Pre University board of Karnataka and the Bangalore University“ [http://www.actsgroup.org/apd.php].

2007: Dr. phil. in Vergleichender Religionswissenschaft (Religionssoziologie)

2007: Dr. phil. in Vergleichender Religionswissenschaft (Religionssoziologie) an der Universität Bonn mit einer Dissertation „Hitlers Kriegsreligion“ (1220 S., Druckversion: 2 Bde. Zus. 1220 S.)

dafür 2007 erhalten: Franz-Delitzsch-Förderpreis für die Abschnitte zum Judentum in der Dissertation über Hitlers Kriegsreligion

Hitlers Kriegsreligion: Die Verankerung der Weltanschauung Hitlers in seiner religiösen Begrifflichkeit und seinem Gottesbild. 2 Bde. VKW: Bonn, 2007. Pb. zus. 1220 S. 99.00 €. ISBN 978-3-938116-31-9; lieferbar hier.

Titel einer staatlichen Hochschule. Zugrunde lag das oben genannte Studium 1983–1990 an der (staatlichen) Universität Bonn. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Karl Hoheisel als Religionswissenschaftler und Prof. Dr. Manfred Funke als Politologe und Soziologe (und bedeutender Hitlerforscher) betreut. Dazu kamen als Vorsitzender des Prüfungsausschusses Prof. Dr. Manfred Hutter, Direktor des Religionswissenschaftlichen Seminars, und der Theologe und Ethiker Prof. Dr. Ulrich Eibach, besonders als Experte für die Rolle der Euthanasie in Hitlers Weltanschauung.

Mein Nachruf für Prof. Hoheisel siehe hier.
Mein Nachruf für Prof. Funke siehe hier.

Professuren

Ich habe zwar zahlreiche Professorenämter weltweit innegehabt, als Assistenzprofessor, außerordentlicher Professor, Gastprofessor, zuerst mit einer regulären Professur am anglikanischen Philadelphia Theological Seminary ab 1994, aber den Titel, den ich seit 2006 führe, habe ich von staatlichen Universitäten in Rumänien erhalten, zunächst 2006–2009 von der Staatlichen Universität in Oradea, dann ab 2009 von der staatlichen Universität des Westens in Timisoara, wo ich regelmäßig Religionssoziologie unterrichte, Bücher des Fachbereichs mit herausgebe, Curricula mit entwickele und für Kontakte zur Rumänisch-Orthodoxen Kirche und zum Rumänischen Parlament beauftragt bin.

 

Ein Kommentar

  1. Peter Piatek sagt:

    amerikanische Anerkennung meiner Qualifikationen

    Ich bin ebenfalls interessiert meine ständigen akademischen Qualifikationen bewerten und international anerkennen zu lassen. An welcher Stelle in den USA kann ich meine Titel einreichen und was kostet die Bewertung bzw. Anerkennung.
    Diplom-Verwaltungswirt (FH), Staatswissenschaftler, Sozialpädogoge/Soziotherapeut , Sozialtherapeut (DfS), Weiterbildungen an staatlich anerkannten Lehrerweiterbildungen an der Evangelischen Akademie und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Religionswissenschaft, Judentum …
    Peter Piatek

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