(Bonner Querschnbitte 190) Eine Delegation der Weltweiten Evangelischen Allianz unter Leitung ihres Generalsekretärs Geoff Tunnicliffe besuchte auf Vermittlung des südkoreanischen Verteidigungsministeriums die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea. Offiziere der dort stationierten UN-Truppen des Joint Security Areas (JSA) berichteten vor Ort über die angespannte Lage. Auf einem militärischen Aussichtsturm führten sie in die angespannte Propagandalage ein, da beide Länder durch überdimensionierte Fahnenmaste und andere Aktivitäten auf sich aufmerksam machten. Am Tisch der Baracke, wo 1953 das Waffenstillstandsabkommen auf der Demarkationslinie unterzeichnet wurde, wurde die Aufgabe der Waffenstillstandskommission MAC dargestellt. Es ist auch der einzige Ort, wo man die Grenze zwischen Süd- und Nordkorea überschreiten kann.

Der Generalsekretär der WEA, Geoff Tunnicliffe, betonte, dass die Weltweite Evangelische Allianz ihr Gewicht gerne für Friedensgespräche in die Waagschale werfe. Er machte den südkoreanischen Kirchen Mut, die südkoreanische Regierung bei ihrer Politik der kleinen Schritte der Annäherung zu unterstützen. Die Weltweite Evangelische Allianz werde ihre alle 6 Jahre stattfindende Generalversammlung 2014 in Korea abhalten.

Der Vorsitzende der Theologischen Kommission der WEA, Thomas Schirrmacher, erklärte, dass sich die Weltweite Evangelische Allianz bei der südkoreanischen Regierung, aber auch bei ihren Partnerkirchen in Südkorea, für friedliche Reaktionen auf nordkoreanische Provokationen einsetze. Eine gefestigte Demokratie dürfe zwar einer Diktatur mit Selbstbewusstsein entgegentreten, dürfe aber nicht deren Mittel benutzen. Er betonte in einer Ansprache, dass Deutschland eine friedliche Wiedervereinigung erlebt habe. Dazu hätten mancherlei Faktoren beigetragen, auch die friedliche Familienzusammenführung und das Gebet vieler Christen in aller Welt und im Land. Das wünsche man auch Korea.

Zusätzlich bieten wir Ihnen ein Interview mit Thomas Schirrmacher und eine ähnliche Meldung des Medienmagazin PRO an.

Interview mit Thomas Schirrmacher auf nordkoreanischem Boden

Warum wird die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) nach Korea eingeladen?

Fast ein Viertel der Bevölkerung Koreas gehören evangelikalen Kirchen an, offiziell 23,8% bei 31% Christen insgesamt. Das bringt eine hohe Verantwortung mit sich. Die WEA versucht deswegen ihren Einfluss geltend zu machen, weiterhin die Demokratie zu stützen und etwa gegen die grassierende Korruption in allen Bereichen der Gesellschaft vorzugehen, auch in den Kirchen. Erfreulicherweise öffnen sich die koreanischen Kirchen mehr und mehr für weltweite Zusammenarbeit und Rat von außen.

Sie berichteten in Korea über die deutsche Wiedervereinigung?

Die Teilung zwischen Nord- und Südkorea dauert bereits viel länger als die deutsche Teilung und geht viel tiefer. Am Anfang stand ein grausamer Krieg gegeneinander, dessen Wunden bis heute nicht verheilt sind. Auch hat die Propaganda in Nordkorea viel tiefere Wurzeln geschlagen. Christen aus Südkorea haben mir erzählt, dass sie ihre Verwandten in Nordkorea bei Treffen nicht wiedererkannt haben und keine gemeinsame Gesprächsbasis finden konnten.

Dazu kommt, dass Südkorea selbst lange keine Demokratie war und noch manche Demokratiedefizite hat, etwa im Bereich der Regierungskorruption. Erst allmählich wurde das Thema ‚Freiheit‘ zum zentralen Unterschied.

Aber ja, die deutsche Wiedervereinigung ist in Südkorea ständiges Gesprächsthema und die Hoffnung ist seit 1989 groß, dass Korea Ähnliches erleben könnte. Es gibt ja auch eine Parallele. Die deutsche Wiedervereinigung kam, als die Sowjetunion die DDR nicht mehr stützte und schützte. In Bezug auf Nordkorea wurde die Sowjetunion aber von China abgelöst, das Nordkorea durch Zahlungen für den Zugang zum Meer finanziell am Leben erhält und seine Hand über das Land hält. Wenn China seine Unterstützung beendet, dürfte eine Wiedervereinigung nur eine Frage der Zeit sein.

Wie stehen sie zu den kilometerweit sichtbaren Weihnachtsbaumkonstruktionen auf südkoreanischer Seite.

Auch wenn die 50 m hohen Weihnachtsdekorationen von einem Kreuz geschmückt werden und von Christen ähnlich im ganzen Land aufgestellt werden: Ob sie leuchten oder nicht, entscheidet allein das südkoreanische Verteidigungsministerium. Deswegen schienen sie 2004-2009 nicht, seit 2010 scheinen sie wieder. Als WEA haben wir die missverständliche Verquickung von Politik und christlicher Botschaft angesprochen.

Umgekehrt ist es Unsinn, wenn die nordkoreanische Regierung von psychologischer Kriegsführung spricht. Denn in Nordkorea kann niemand die Weihnachtsbäume oder die überdimensionierten Fahnen Südkoreas sehen, da der einzige Ort in Sichtweite, Kijŏng-dong (Deutsch: Kaesong, Friedensdorf), eine reine Propagandastadt ist, in der es zwar eine riesige Statue des Diktators und eine der höchsten Fahnenmasten mit einer tonnenschweren Fahne gibt, aber keine Einwohner, von Soldaten abgesehen. Umgekehrt können sehr wohl Südkoreaner die nordkoreanische Propaganda sehen.

Eine ähnliche Meldung des Medienmagazins PRO findet sich unter:
Opens external link in new windowwww.pro-medienmagazin.de

Downloads:

  • Bild 1: Auf nordkoreanischer Seite mit UN-Bewacher (Foto J. Kim, Christian Today)
  • Bild 2: Die Delegation mit koreanischen Regierungs- und Kirchenvertretern am Verhandlungstisch der UN auf der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea (Foto J. Kim, Christian Today)
  • Bild 3: Die Delegation mit koreanischen Regierungs- und Kirchenvertretern im Bahnhof Dorasan, über den südkoreanische Arbeiter zu Joint-Venture-Fabriken in Nordkorea gebracht werden (Foto J. Kim, Christian Today)
  • Bild 4: Generalsekretär WEA Geoff Tunnicliffe und Schirrmacher im Bahnhof Dorasan, über den südkoreanische Arbeiter zu Joint-Venture-Fabriken in Nordkorea gebracht werden (Foto IIRF/WEA)
  • Bild 5: Grenze vom UN-Aussichtsturm aus, mit Blick auf die nordkoreanische Propagandastadt mit Fahnenmast (Foto IIRF/WEA)
  • Bild 6: Mit Regierungs- und Kirchenvertretern vor dem UN-Sitzungshäuschen – Gebäude im Hintergrund ist Nordkorea (Foto IIRF/WEA)
  • Bild 7: Schirrmacher mit UN-Fahrzeug der Delegation (Foto IIRF/WEA)
  • Bild 8: Eine koreanische Tageszeitung begrüßt die Delegation der WEA in Korea
 

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