Im Dialog mit der Fakultät und der größten Moschee Australiens
Christine Schirrmacher hielt kürzlich anlässlich einer Studienreise eine Gastvorlesung für die Professoren der Fakultät des Asien-Instituts der Universität Melbourne. Das Nationale Zentrum für gegenwartsbezogene Islamwissenschaft (NCCIS) unter dem Vorsitz von Professor Abdullah Saeed ist Teil des Asien-Instituts.
Schirrmachers Thema war die Frage der Religionsfreiheit in islamisch geprägten Gesellschaften, die typischerweise ein Problem damit zu haben scheinen, ihren Bürgern Religionsfreiheit zu gewähren, insbesondere wenn es um Minderheiten geht. Auch wenn der Koran keine klare Aussage über die Bestrafung von Abtrünnigen enthält, ist die bis heute vorherrschende Haltung unter muslimischen Theologen, dass Apostasie mit der Todesstrafe bestraft werden muss, wenn der Bekehrte sich offen zu seinem neuen Glauben bekennt. Gleichzeitig wächst die Zahl der muslimischen Intellektuellen, die sich offen für Freiheitsrechte – darunter auch für Religionsfreiheit – aussprechen. In dem Vortrag wurde argumentiert, dass die Zukunft der islamisch geprägten Kulturen davon abhängt, ob die Stimmen der islamischen Intellektuellen, die die Religionsfreiheit im Kontext des Islam verteidigen, gehört werden. Eine Religion, die ihre Anhänger zum Glauben zwingt, wird in unserer globalisierten Welt von der Wirklichkeit eingeholt werden, denn auch in islamischen Ländern wenden heute viele Menschen dem Islam den Rücken.
Abdullah Saeed hat den vom Sultan von Oman gestifteten Lehrstuhl für Islamwissenschaft an der Universität Melbourne inne und ist dort Professor für arabische und islamische Studien sowie Direktor des Nationalen Zentrums für gegenwartsbezogene Islamwissenschaften. Er ist besonders für seine progressiven Ansichten zur Religionsfreiheit im Islam bekannt; sein Hauptwerk dazu wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Er wurde auf den Malediven geboren und schloss 1986 sein Studium an der Islamischen Universität von Medina mit einem Bachelor of Arts in Arabisch und Islamwissenschaften ab. Er erwarb 1992 einen MA in Angewandter Linguistik sowie 1994 einen Doktortitel in Islamwissenschaften an der Universität von Melbourne. Seine Hauptwerke sind ‚Freedom of Religion, Apostasy and Islam‘ (2004) und ‚Islam and Belief: At Home with Religious Freedom‘ (2014).
Christine und Thomas Schirrmacher besuchten auch die Lakemba-Moschee in Sydney und trafen dort mit der Leitung der Moschee zu einem Dialoggespräch zusammen.
Die Lakemba-Moschee, die auch als Masjid Ali bin Abi Talib Moschee oder Imam Ali bin Abi Talib Moschee bekannt ist, ist Australiens größte Moschee. Sie wird von libanesischstämmigen Einwanderern unterhalten und war ursprünglich eine schiitische Moschee, steht aber inzwischen allen Zweigen des Islam offen. Der Imam der Lakemba-Moschee ist Scheich Yahya Safi, der ursprünglich Imam im Libanon war, bevor er 1996 an die Lakemba-Moschee berufen wurde.
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