Religionsfreiheitsexperte referiert bei der katholischen Ackermann-Gemeinde
(Bonner Querschnitte 197 – Nr.03/2012) Der Direktor des Internationale Institut für Religionsfreiheit, Prof. Thomas Schirrmacher, hat Historiker, Religionswissenschaftler und Kirchenhistoriker, aber auch die Kirchen aufgefordert, die Geschichte der Unterdrückung der Religionen und der Christenverfolgung in der Sowjetunion und seinen Satellitenstaaten zu erforschen und aufzuarbeiten. Noch lebten genügen Zeugen, die sich gut erinnern könnten.
Schirrmacher referierte am Sonntag in Ulm auf der Diözesantagung des Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart der Ackermann-Gemeinde mit Sitz in Stuttgart über das Thema „Christenverfolgung gestern und heute“. Neben einem Überblick über die Lage der Christenverfolgung heute berichtete Schirrmacher auch von seinen Besuchen in der DDR und der Tschechoslowakei vor dem Fall der Mauer und beschrieb den großen Unterschied zwischen der eher schleichenden Christenverfolgung in der DDR und der sehr unmittelbaren und brutalen Verfolgung in der Tschechoslowakei und Rumänien. Die Geschichte der Christenverfolgung und der Unterdrückung der Religionen überhaupt in den kommunistischen Staaten von 1917 bis 1989 sei eigentlich noch ungeschrieben, so Schirrmacher. Zwar käme die Geschichtsforschung auch für andere Bereiche des Sowjetblocks nur schleppend voran und von einem breiten Interesse daran, die geschichtliche Wahrheit zu erfahren, könne nirgends gesprochen werden, aber im Falle der Religionsverfolgung sei dies besonders gravierend.
Selbst in den großen Kirchen im Westen wäre das Interesse verhalten, da die Kirchen oft Opfer wie Richard Wurmbrand oder Organisationen wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte ausbremsten und wegen übertriebener Panikmache an den Pranger stellten, „obwohl wir heute wissen, dass sie Recht hatten, ja die Wirklichkeit oft noch viel schlimmer war“, so Schirrmacher.
Deswegen habe das IIRF beschlossen, einen zusätzlichen historischen Zweig unter der Leitung des Schweizer Hugenottenforschers Daniel Röthlisberger aufzubauen. Man wolle neben Forschungsarbeiten auch eine Wanderausstellung erarbeiten.
Die Ackermann-Gemeinde wurde 1946 als Gemeinschaft von katholischen sudetendeutschen Heimatvertriebenen aus Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien gegründet und in Anlehnung an die um 1400 entstandene mittelalterliche Dichtung ‚Ackermann aus Böhmen‘ von Johannes von Tepl benannt. Zunächst der Integration der Heimatvertriebenen und der Kontakte in die alte Heimat gewidmet, widmet sich der katholische Verband heute der Völkerverständigung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken. Dazu unterhält der Verband seit 1991 eine Niederlassung in Prag und arbeitet in Partnerschaft mit zahlreichen tschechischen und slowakischen Organisationen. Neben der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten tritt der Verband vor allem für Minderheiten- und Volksgruppenrechte als Menschenrechte ein. 2010 wurde das Mitglied des Europaparlamentes Martin Kastler (CSU), der unter anderem in Prag studierte, von der Bundesversammlung zum Vorsitzenden gewählt.
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