Die für Islam und für theologische Ausbildung zuständigen Repräsentanten der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Christine und Thomas Schirrmacher, haben im Rahmen einer Doppelgastvorlesung das PTS College & Advanced Studies (vormals Presbyterian Theological Seminary) in Dasmarinas City auf den Philippinen beraten, wie sie den Islam stärker im Curriculum berücksichtigen können.

Christine und Thomas Schirrmacher mit der Leitung des PTS College & Advanced Studies, Manila © BQ/Thomas Schirrmacher

Christine und Thomas Schirrmacher mit der Leitung des PTS College & Advanced Studies, Manila © BQ/Thomas Schirrmacher

Christine Schirrmacher referierte dazu zur gegenwärtigen Lage im Nahen Osten. Nach der Niederschlagung der Aufstände des Arabischen Frühlings ab 2011, oft „Arabellion“ genannt, habe sich – so die Bonner Professorin für islamische Studien und für den Nahen Osten – eine tiefgreifende Enttäuschung, ja, teilweise Resignation ausgebreitet. Viele Menschen, die das Vertrauen in ihre Regierungen seit langem verloren hatten, sähen nach dem weitgehenden Scheitern der Aufstände kaum noch eine Perspektive. Die Ausnahme sei Tunesien, wo die Arabellion zu echten Verbesserungen geführt habe.

Besonders die gut ausgebildete Jugend schenke der Propaganda islamistischer Bewegungen, dass „der Islam die Lösung“ sei, keinen Glauben mehr. Sie sähe auch aufgrund der mangelhaften Entwicklung der Infrastruktur, des Bildungswesens sowie aufgrund des Staatsversagens und der weithin fehlenden Rechtsstaatlichkeit ihre Zukunft nicht in der Region. Sehr viele wollten auswandern, ein Teil schaffe das auch. Vor allem aber gebe es einen Brain-Drain: Die klügsten Köpfe bewürben sich um Stipendien an ausländischen Universitäten und versuchten, anschließend in westlichen Ländern dauerhaft Fuß zu fassen.

Thomas Schirrmacher während seiner Gastvorlesung am PTS College & Advanced Studies, Manila © BQ/Thomas Schirrmacher

Thomas Schirrmacher während seiner Gastvorlesung am PTS College & Advanced Studies, Manila © BQ/Thomas Schirrmacher

Strukturelle Verbesserungen im Hinblick auf Menschen- und Frauenrechte, Religionsfreiheit und Bürgerbeteiligung gäbe es jedoch kaum. Christine Schirrmacher vertrat daher die Auffassung, dass mit einem erneuten Ausbruch der Proteste zu rechnen sei – sei es früher oder später.

Das PTS College & Advanced Studies in Dasmarinas City, Cavite, Philippinen hieß bis 2011 Presbyterian Theological Seminary. Dazu gehören Bildungseinrichtungen von Kinderkrippen bis zur Promotion. Präsident ist seit 2016 Dr. Laurence Gatawa. Er führte die Gäste nicht nur durch die Gebäude und stellte sie den Professoren vor, sondern zeigte ihnen anschließend auch die reizvolle Gegend um den kleinsten aktiven Vulkan der Welt, den Taal Vulkan.

Die Doppelgastvorlesung wurde neben der Hochschule auch vom Cavite Presbytery Missions Committee der Presbyterianischen Kirche mitveranstaltet.

Christine und Thomas Schirrmacher mit Vorstandsmitgliedern des Philippine Council of Evangelical Churches © BQ/Thomas Schirrmacher

Christine und Thomas Schirrmacher mit Vorstandsmitgliedern des Philippine Council of Evangelical Churches © BQ/Thomas Schirrmacher

Thomas Schirrmacher referierte über eine reformierte Sicht der Bildung, die immer auch eine substantielle Beschäftigung mit der zweitgrößten Weltreligion, dem Islam, eingeschlossen habe, wie bedeutende Islamgelehrte wie Samuel Zwemer zeigten. Schirrmacher war um diesen Beitrag von der World Reformed Fellowship gebeten worden, zu der die Hochschule, die sie betreibende Kirche und auch Thomas Schirrmacher als Einzelmitglied gehören.

Auf Vermittlung von Bischof Dr. Cesar Vicente Punzalan III trafen sich die beiden Repräsentanten der WEA auch mit Vorstandsmitgliedern der Evangelischen Allianz der Philippinen (Philippine Council of Evangelical Churches, PCEC). Generalsekretär ist Bischof Noel Pantoja. Zur 1965 gegründeten PCEC gehört die Mehrheit der Kirchen im Land.

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