Das Meinungsforschungsinstitut INSA-Consulere aus Erfurt stellte Ende April die Sonntagsfrage, teilte die Ergebnisse der Parteien aber nach Konfessionszugehörigkeit auf.
Mich interessieren hier nur die Ergebnisse für die Partei ‚Alternative für Deutschland‘ (AfD). Denn immer wieder wird in der Presse unterstellt und gerne von Seiten kirchlich gebundener Kommentatoren verstärkt, es gäbe eine besondere Nähe der Mehrheit der Evangelikalen und der Freikirchler zur AfD oder wenigstens zu rechtspopulistischen Positionen, die weit über die durchschnittliche Unterstützung in der Gesamtbevölkerung hinaus gehe. Wehren kann man sich gegen solche Vorwürfe selten, Millionen hören oder lesen sie ohne je eine Gegenmeinung zur Kenntnis nehmen zu können.
Bei konfessionellen Umfragen ist es sehr schwer, nach ‚Evangelikalen‘ zu fragen, die sich nicht nur in den Freikirchen finden, sondern als mehr oder weniger große oder kleine Strömungen in allen Kirchen. Aber die Zugehörigkeit zu Freikirchen ist klar eingrenzbar, weswegen INSA-Consulere Katholiken, landeskirchlichen Protestanten, Freikirchler und Konfessionslose unterscheidet.
13,5% aller Befragten wollten am Befragungstag die AfD wählen. Unter Konfessionslosen ist der Zuspruch mit 16,5% im Durchschnitt höher, unter Katholiken nur wenig niedriger als im Durchschnitt (13,2%). Bei landeskirchlichen Protestanten (10,1%) und Freikirchlern (10,2%) ist der Durchschnitt deutlich niedriger.
Kurzum: Unter freikirchlichen Protestanten (mit einem sehr hohen Anteil an Evangelikalen) und unter landeskirchlichen Protestanten (mit einem kleineren Anteil an Evangelikalen) ist die Zustimmung zur AfD gleichermaßen unterdurchschnittlich. Eine oft behauptete innere Affinität irgendeiner Spielart des Protestantismus zur AfD oder zu rechtspopulistischen Positionen ist eher ein Beweis für die Vorurteile derer, die das behaupten, als ein Beweis für irgendeine Art von Investigation über rechtspopulistische Haltungen im evangelikalen Bereich.
Auch wenn oft eine starke Überschneidung von Evangelikalen und Pegida behauptet wird, dürfte eine Befragung hier ähnliche Ergebnisse erbringen.
Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, ob es Evangelikale gibt, die die AfD oder Pegida unterstützen. Natürlich gibt es die, es gibt sie in jeder Bevölkerungsgruppe und -schicht. Es geht darum, ob diese Unterstützung 1. weit überdurchschnittlich ist oder gar die Mehrheit der Evangelikalen kennzeichnet und 2. darum, ob Evangelikale rechtspopulistische Positonen unterstützen, weil sie Evangelikale sind und der evangelikale Glaube einen AfD-afin macht. Beides ist durch nichts zu belegen.
Meine Bücher gegen „Rassismus“, gegen „Fundamentalismus“, pro „Multikulturelle Gesellschaft“ und meine vielen Bücher pro Religionsfreiheit oder auch meine Stellungnahme gegen Pegida sollten immerhin auch eine Rolle bei der Frage spielen, wo Evangelikale theologisch und gesellschaftlich stehen.
Ich empfinde jedenfalls pauschale Verurteilungen aller oder der meisten Evangelikalen als rechtspopulistisch oder gar als rechtsradikal als ebenso perfide und ungeheuerlich wie die pauschale Gleichsetzung von Muslimen mit Terroristen.
Schreiben Sie einen Kommentar