Aus meinem Buch „Christenverfolgung geht uns alle an“, das es lange nur als Din A4-Heft gab, seit 2011 aber auch als Buch, siehe hier.

These: Verfolgung führt jedoch nicht automatisch zu Gemeindewachstum oder zur Reinigung und Festigung des Glaubens.

Dies machen für Deutschland sowohl die Zeit des Nationalsozialismus als auch des Kommunismus in der DDR deutlich. Die Leidenserfahrung dieser Zeiten haben weder zu einer gründlichen Beschäftigung mit dem Thema Christenverfolgung noch zu einer Erweckung oder zu Gemeindewachstum geführt. Doch selbst, wenn des Martyrium große Frucht bringt, handelt es sich um keinen Automatismus, sondern um eine Gnade Gottes.

Nach Jesu Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld (Mt 13,3–8+2022) sind Verfolgung und Druck für den Glauben ebenso gefährlich wie Reichtum und Habsucht.

Welches ist eine größere Bedrohung des Glaubens: Verfolgung oder Reichtum? Christen im Westen neigen dazu, Christenverfolgung zu glorifizieren, Christen in Ländern mit Christenverfolgung neigen dazu, Freiheit und Wohlstand zu glorifizieren. In seinem berühmten Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld nennt Jesus neben denen, die das Wort Gottes gerne aufnehmen und umsetzen, und denen, die es rundheraus ablehnen, zwei weitere Gruppen von Menschen, die prinzipiell für das Wort Gottes aufgeschlossen sind, aber bei denen der Glaube dann doch unter die Räder kommt: „Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg; da kamen die Vögel und fraßen’s auf. Einiges fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Einiges fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten’s. Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einiges hundertfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach“ (Mt 13,3–8). „Bei dem aber auf felsigen Boden gesät ist, das ist, der das Wort hört und es gleich mit Freuden aufnimmt; aber er hat keine Wurzel in sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so fällt er gleich ab. Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht“ (Mt 13,20–22).

Der Glaube der einen nimmt durch Druck und Verfolgung Schaden, der Glauben der anderen durch die Sorgen der Welt und den betrügerischen Reichtum, also den Wohlstand. Das betrifft uns, als wären diese Worte nicht vor fast 2000 Jahren, sondern im Jahr 1999 zur aktuellen Lage gesprochen worden! Jesus glorifiziert weder die Verfolgung mit ihren Sorgen noch den Wohlstand und die damit einhergehenden Sorgen. Beide sind schwerwiegende Prüfungen unseres Glaubens. In der einen wie der anderen Situation gilt es, das Wort Gottes zu bewähren und Frucht hervorzubringen.

So sollten wir nicht ‚neidisch‘ auf die anderen schielen, sondern von ihnen lernen. Wir Christen in freien Ländern müssen von Menschen, die Verfolgung erleben, lernen, dass Christsein keine Schönwetterreligion ist, sondern auch die schlimmsten Konsequenzen überstehen will und kann. Außerdem dürfen wir unseren Wohlstand und unsere Zeit in den Dienst unserer leidenden Glaubensgeschwister stellen. Umgekehrt können Christen unter Druck von uns lernen, dass Frieden und Wohlstand allein nicht glücklich machen und das Ausleben der biblischen Botschaft niemanden in den Schoß fällt. Nicht die Umstände machen unserer Glauben, sondern der treue Gott, der uns durch seinen Heiligen Geist erfüllt und die Kraft gibt, ihm zu dienen und Jesus Christus ähnlicher zu werden.

 

Ein Kommentar

  1. Ingo D. sagt:

    Interessant ist doch woher der weitverbreitete „Glaube“ an den „Automatismen“ kommt, u.a. dass „Verfolgung“ Wachstum und große Frucht der Gemeinde Jesu bedeutet?

    Vielleicht von einer einseitigen, ideologisch-überhöhten, zweiwertlogischen Deutung und Interpretation so mancher Bibelaussagen?

    Es ist wohl eine gewisse trivialisierende Gesinnung, wie sie in jedem Menschen mehr oder weniger steckt, welche komplexe Zusammenhänge gerne auf einen „einfachen“ Nenner bringen will – um damit (persönlich) „Orientierung“ und „Ordnung“ herzustellen.

    Oder wie sonst, hätte jener vielzitierte Satz Tertullians solche Bekanntheit erfahren: „Das Blut der Märtyrer, ist der Same der Kirche“ ?

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