Der Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (IIRF), Professor Thomas Schirrmacher, hat in einer Ansprache auf der Ahmadiyya Jalsa Salana in Karlsruhe, dem Jahrestreffen der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland, kurz vor der Ansprache ihres Oberhauptes, „Seiner Heiligkeit“ Kalif Mirza Masrur Ahmad, den 40.000 Zuhörern dafür gedankt, dass sie nicht nur für die Religionsfreiheit dankbar sind, die sie angesichts der Verfolgung in Pakistan hier in Deutschland erlebten, sondern sich ihrerseits lautstark für die Freiheit der Religion von jedem Zwang einsetzten.

Ansprache vor 40.000 Teilnehmern der Ahmadiyya Jalsa Salana in Karlsruhe vor der Ansprache ihres Oberhauptes Kalif Mirza Masrur Ahmad © BQ/Warnecke

Ansprache vor 40.000 Teilnehmern der Ahmadiyya Jalsa Salana in Karlsruhe vor der Ansprache ihres Oberhauptes Kalif Mirza Masrur Ahmad © BQ/Warnecke

Unter anderem forderte Schirrmacher Pakistan auf, seine Verfassung zu ändern, laut der der Islam Staatsreligion ist, nur Muslime volle Bürgerrechte haben und die Ahmadiyyas in einem eigenen Abschnitt zu Nichtmuslimen erklärt werden.

Die Verantwortlichen der Ahmadiyya Muslim Jamaat dankten der IGFM, dem IIRF und der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), dass sie sich weltweit für den Schutz der Ahmadiyyas einsetzen und Pakistan immer wieder heftig dafür kritisieren, Ahmadiyyas zu töten, zu verfolgen und in der Verfassung das Bürgerrecht abzusprechen.

Schirrmacher im Gespräch mit der Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, Katarina Barley, beim Ahmadiyya Jalsa Salana in Karlsruhe © BQ/Warnecke

Anschließend kam es zu einem kurzen Gespräch mit der Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, Katarina Barley (SPD), die ebenfalls bei Ahmadiyya Jalsa Salana in Karlsruhe sprach. Schirrmacher dankte der Ministerin dass sie, trotz der Kritik islamischer Verbände an einem Besuch bei den Ahmadiyya-Muslimen, die Bundesregierung auf dem Kongress vertrat.

Schirrmacher hatte den fünften Kalifen der Ahmadiyya Muslime bereits 2014 in Karlsruhe getroffen und vor damals 34.000 Besuchern für die Ablehnung jeder Gewalt gegen Andersdenkende gedankt. Die Ahmadiyyas seien auch ein positives Vorbild für die Gewalttäter eines politischen Islam. Zudem besuchte Schirrmacher 2017 den Kalif an seinem Amtssitz in London und sprach auf einer Konferenz dort.

Schirrmacher im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Ahmadiyyas in Deutschland, Abdullah Uwe Hans Peter Wagishauser, und dem Bundestagsabgeordneten Thomas Hitschler (SPD) © BQ/Warnecke

Schirrmacher hat als Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit mehrfach darauf hingewiesen, dass erst die Ahmadiyya-Muslime und dann die Christen Opfer geworden seien, so etwa in Pakistan und Indonesien.

Die Verfolgung in sunnitischen muslimischen Ländern, und vor allem im Ursprungsland Pakistan, geht vor allem darauf zurück, dass es dort nach Mohammed keinen weiteren Propheten geben darf. Sonderrichtungen des Islam mit einem Propheten nach Mohammed werden in der Regel viel stärker als Juden und Christen diskriminiert und verfolgt und nicht als Buchreligion eingestuft.

Die Ahmadiyya-Bewegung

Schirrmacher vor der Fazl Moschee mit „Seiner Heiligkeit“ Kalif Mirza Masroor Ahmad © BQ/Warnecke

Die Ahmadiyya-Bewegung entstand 1889, nachdem sich Mirza Ghulam Ahmad (1835–1908) zunächst als Empfänger von Offenbarungen bezeichnet hatte, später auch als Inkarnation des Christus, Krishna und Mahdi, der einem von Gott beauftragten Propheten gleichkäme, auch wenn er nicht mit einer Schrift gesandt sei. 1904 bezeichnete sich Mirza Ghulam Ahmad auch als eine Wiedererscheinung Muhammads. Unter seinem übernächsten Nachfolger ab 1914, seinem Sohn Mirza Bashir ad-Din Ahmad, spaltete sich die Bewegung in die sog. Qadiyani-Gruppe, die Mirza Bashir ad-Din Ahmad als zweiten Kalifen verehrt, und die sog. Lahori-Gruppe, die den Gründer Mirza Ghulam Ahmad lediglich als „Erneuerer“ betrachtet, das Kalifenamt ablehnt und stattdessen von einem Emir geleitet wird. Heute ist die Qadiyani-Gruppe als Ahmadiyya Muslim Jamaat (Ahmadiyya Muslim-Gemeinschaft) die weitaus größere und weltweit verbreitet.

Die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinschaft tritt im Gegensatz zur großen Mehrheit der sunnitischen und schiitischen Theologen für Religionsfreiheit ein, lehnt Gewalt zur Ausbreitung des Islam strikt ab und will durch intensive, aber völlig freiwillige und friedliche Missionsarbeit für sich werben. Das wichtigste Motto des Kalifen hängt bei Großveranstaltungen in großen Bannern überall: „Liebe für alle, Hass für keinen“.

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