Überarbeitet aus Thomas Schirrmacher. „Lexikon des Christentums“ usw., S. 8-267 in: Thomas Schirrmacher, Christine Schirrmacher u. a. Harenberg Lexikon der Religionen. Düsseldorf: Harenberg Verlag, 2002.

Glaube an den Stifter

Das Christentum unterscheidet sich von allen anderen Weltreligionen dadurch, dass es seinen Stifter völlig und in jeder Hinsicht in den Mittelpunkt stellt und göttlich verehrt. Jesus ist für die Kirche nicht nur Urheber oder Wiederentdecker metaphysischer und ethischer Lehren, wie Buddha oder Konfuzius, nicht nur der Gesandte eines sich ihm offenbarenden Gottes, wie Mose oder Mohammed, nicht nur eine Inkarnation des Weltenherrn, der göttliche Weisheit verkündet, wie Krishna, sondern er ist dies alles zusammen und darüber hinaus Gott selbst. Er ist durch Geburt, Kreuzestod, Auferstehung und Himmelfahrt Mittel- und Wendepunkt der Weltgeschichte und als Weltenrichter im Jüngsten (=letzten) Gericht Ziel der Weltgeschichte. Trotz aller Unterschiede in Einzelfragen herrscht bei den zahllosen christlichen Kirchen und Gruppen in einem Punkt Einigkeit: Gott hat sich in Jesus Christus offenbart, und an ihm hängt das Schicksal und die Erlösung der Menschheit.

Das Christentum wurde von Jesus Christus gestiftet. Keiner seiner ersten Anhänger und keiner der bedeutenden Kirchenführer der Geschichte hätte sich jemals als Stifter bezeichnet. Unter den Persönlichkeiten der ersten Stunden haben die hier dargestellten Apostel Paulus und Petrus und außerdem der Apostel Johannes den Kurs des jungen Glaubens wie niemand sonst maßgeblich bestimmt. Daneben hat das Christentum eine nicht enden wollende Liste von bedeutenden Theologen, Philosophen, aber auch Sozialreformern und Mystikern hervorgebracht, wie Aurelius Augustinus oder Martin Luther King, um nur zwei zu nennen. Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts stehen am Anfang eigener Kirchen, die teilweise nach ihnen benannt wurden, doch sie waren nicht die Ersten und nicht die Letzten, die den Kurs der christlichen Kirche ganz neu bestimmten, waren doch Reformen zumindest in den westlichen Kirchen immer eine Selbstverständlichkeit, wie etwa das 2. Vatikanische Konzil der Katholischen Kirche gezeigt hat. Und dennoch hätte sich niemand von all diesen Persönlichkeiten als Stifter des christlichen Glaubens bezeichnet. Denn gestiftet hat Jesus Christus das Christentum aus Sicht der Christen nicht nur durch seine Lehren, Gedanken, Ideen oder Reformversuche, sondern vor allem durch sein Handeln. Er selbst steht nicht nur am Anfang der christlichen Botschaft, sondern schuf die reale Grundlage für sie, ja ist die Botschaft selbst.

Name

Der Name Jesus (griech.-lat. Form des hebr. Namens Josua / Jeschua, kurz für Jehoshua = ‚Jahwe ist Rettung‘) war ein verbreiteter jüdischer Personenname, während Christus (griech. Übersetzung des hebr. maschiach = ‚der Messias‘, ‚der Gesalbte‘) ursprünglich nur als Hoheitstitel verwendet wurde. So ist ‚Jesus Christus‘ oder ‚Christus Jesus‘ die älteste und kürzeste Form des christlichen Urbekenntnisses: Jesus ist der zur Rettung der Welt gesandte Messias (1Joh 2,2; 5,1; Joh 20,31; Apg 9,22; 17,3; 18,5+28), Jesus von Nazareth, der verheißene Christus, also der Messias. ‚Jesus Christus‘ wurde schon sehr früh einfach als Doppelname verwendet.

Biographie – Jugend

Die äußeren Daten zur Biographie Jesu lassen sich anhand der Evangelien so skizzieren: Ein paar Jahre v. Chr. wurde Jesus als Sohn des Zimmermanns Josef und seiner Verlobten Maria geboren, die als Nachkommen von König David (Stammbaum: Mt 1,6–16; Lk 3,23–38) zu einer Steuerzählung in dessen Geburtsort Bethlehem gereist waren. Joseph galt nur juristisch als Vater Jesu, da die Evangelien berichten, dass Jesus durch eine Jungfrauengeburt zur Welt kam (Mt 1,18–25; Lk 1,26–2,7). Jesus wuchs in der galiläischen Stadt Nazareth auf (Mk 1,9; 14,67; Mt 21,11; vgl. Mt 2,23; Apg 26,9). Er war der älteste Sohn von Maria und Joseph und hatte noch vier Brüder, Jakobus, Joses, Judas und Simon, sowie mehrere Schwestern (Mk 6,3), was die Katholische Kirche allerdings bestreitet. Über die Kindheit und Jugend berichten die vier Evangelien im Grunde nichts, mit Ausnahme einiger weniger Details bei Lukas (Lk 1–2), etwa über den 12jährigen Jesus im Tempel, der mit den Schriftgelehrten diskutierte. Da Lukas nach Pfingsten in Jerusalem nach der Tradition einige Zeit im Haus Marias, der Mutter Jesu, gewohnt hat (vgl. Apg 1,14), dürfte er diese Geschichten von Maria erfahren haben. Was spätere apokryphe Evangelien an Wundertaten berichten, die der Heranwachsende vollbracht haben soll, indem er etwa aus Lehm Tauben geformt und ihnen sodann Leben eingehaucht habe, hat schon die Frühe Kirche für reine Erfindungen gehalten.

Jesus übte wohl eine Zeitlang den Beruf seines Vaters als Zimmermann oder allgemeiner Bauhandwerker (Mt 13,55–56; Mk 6,3) aus. Erst nach der Begegnung mit Johannes dem Täufer im Jahre 27 oder 30, jedenfalls mit etwa 30 Jahren (Lk 3,23), begann er umherzureisen, öffentlich zu predigen und eine Gruppe von Jüngern zu sammeln, die teilweise mit ihm zusammenlebte. Seine Wirksamkeit währte nur kurze Zeit, höchstens drei Jahre, denn schon im Jahr 30 oder 33, wurde er der Gotteslästerung angeklagt und auf Drängen der Juden vom römischen Statthalter Pontius Pilatus zum Tod durch Kreuzigung verurteilt.

Der Mönch Dionysius Exiguus hat im 6. Jh. Christi Geburt fälschlich auf 754 Jahre nach der Gründung Roms berechnet. Tatsächlich wird Jesu Geburt heute von den meisten auf 7/6 v. Chr. angesetzt. Nach Lukas (2,1) ist Jesus zur Zeit der Regierung des römischen Kaisers Augustus (31 v. Chr. – 14 n. Chr.) und zur Zeit des jüdischen Königs Herodes d. Gr. (40/37–4 v. Chr.) geboren (Lk 1,5). Matthäus erwähnt Sterndeuter, die ‚Drei Weisen aus dem Morgenland‘ (deren Zahl in Wirklichkeit nirgends angegeben wird), die aus Persien oder Babylonien nach Jerusalem kamen und König Herodes befragten, wo sie den neugeborenen König der Juden finden könnten (Mt 2,1–2). Da Herodes bereits 4 v. Chr. starb und 5 v. Chr. Jerusalem verließ, müssen die Sterndeuter ihm vor dem Jahr 5 begegnet sein. Nach astronomischen Berechnungen gab es 6 v. Chr. eine Planetenkonstellation, die die Weisen als ‚Stern von Bethlehem‘ wahrgenommen haben könnten – so jeweils die Mehrheitsmeinung.

Stern von Bethlehem

Der Stern von Bethlehem fesselt seit langem nicht nur Gläubige und Künstler, sondern auch Astronomen. So gibt es verschiedene Theorien, der Stern sei ein Komet, vielleicht sogar der Halleysche Komet, eine Supernova oder eine Sternenkonstellation gewesen. Die bekannteste und überzeugendste These stammt von dem österreichischen Astronomieprofessor Ferrari d’Occhieppo, der an Johannes Kepler (1571–1630) anknüpft. Demnach ist die dreifache Konjunktion von Jupiter (Steht für König) und Saturn (steht für die Juden) im Sternbild der Fische im Jahr 7 v. Chr. für die babylonischen Astrologen (die ‚Weisen aus dem Morgenland‘, Drei Könige) der Grund gewesen, sich nach Palästina aufzumachen und der Verlauf der letzten Erscheinung erklärt schlüssig, wieso sie nach Bethlehem geführt wurden. D’Occhieppo geht davon aus, dass Matthäus in seinem Bericht antike astronomische Begriffe und Kenntnisse verwendet. Der genaue Geburtstermin lässt sich daraus leider nicht errechnen, da die Weisen schon lange vor der Geburt losgezogen sein müssen und nicht bekannt ist, wie alt Jesus war, als der Stern sie nach Bethlehem wies.

Hat Jesus gelebt und gewirkt?

Hat Jesus wirklich gelebt? Dagegen, dass Jesus ein reiner Mythos war, sprechen nicht nur die Evangelien und Paulusbriefe, die – wie immer man ihre Glaubwürdigkeit einschätzt – viel zu viele historische Details, auch historisch überprüfbare Details, enthalten und ja zu einer Zeit in Umlauf kamen, wo Zeitzeugen das Gegenteil hätten beweisen können, sondern auch die außerchristlichen kurzen Zeugnisse bei dem jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus (37/38–100?) und den römischen Geschichtsschreibern Cornelius Tacitus (etwa 53–120) und Gaius Sueton (etwa 70–140). Auch ist eine Entstehung des christlichen Glaubens im 1. Jh. mit einer derart zentralen Stellung des Glaubens an den Menschen (und Gott) Jesus ohne dessen eigene Wirksamkeit nicht zu erklären.

Es ist auch kaum glaubhaft, dass der Glaube an Jesus Christus sich derartig schnell zur Religion und Weltreligion entwickelt hätte, wenn dieser Jesus selbst sich nicht für den verheißenen Messias (Joh 4,25–26) und ‚Menschensohn‘ (Dan 7,13–14) gehalten hätte, der nach Jes 53,2–7 stellvertretend für sein Volk sterben wird. Dafür spricht auch die unter den Juden seiner Zeit weitverbreitete Messiashoffnung und die historisch kaum zweifelhafte radikale Gegnerschaft der Pharisäer und Schriftgelehrten, die sich nur verstehen lässt, wenn Jesus sich für den Messias, ja für Gott gehalten hat, etwa indem er Sünden vergab.

Kernbotschaft

Als sein Vorbild und Vorläufer Johannes der Täufer verhaftet wird, beginnt Jesus selbst öffentlich zu predigen, wie ein jüdischer Rabbi (aram.-hebr. Lehrer) einen Kreis von Jüngern und Jüngerinnen um sich zu scharen, die Heilige Schrift in der Synagoge auszulegen und Lehr- und Streitgespräche mit den religiösen Führern Israels zu führen. Das Markusevangelium fasst die Predigten Jesu in Galiläa so zusammen: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an die Frohe Botschaft!“ (Mk 1,15).

Das Reich Gottes (genauer die ‚Königsherrschaft Gottes‘ nimmt in Jesu Lehre einen zentralen Platz ein. Es bedeutet, dass Gott herrscht, dass sein Wille getan wird. Deswegen heißt es im Vaterunser ‚Dein Reich komme, Dein Wille geschehe …‘ (Mt 6,10).

Jesu Ruf „Tut Buße“ erging in erster Linie an sein eigenes Volk, Israel. Er rief es dazu auf, zu Gott zurückzukehren und ihm wieder treu zu sein. Würde es dies nicht tun, käme Gottes Gericht über es. Als dieser dringende Ruf immer mehr abgelehnt wurde, sprach Jesus davon, dass Gott Israels Stelle andere Menschen rufen würde. Nach Ostern schließlich befahl er seinen Jüngern, alle Völker in das Reich Gottes zu rufen.

Der Ruf: ‚Glaubt an die Frohe Botschaft‘ macht deutlich: Jetzt ist die Zeit der Erlösung gekommen. Mit „Erlösung“ meinte Jesus aber keine politische Befreiung, sondern die Versöhnung des Menschen mit Gott (Mt 28,18–20).

Die Gottesherrschaft steht im Gegensatz zur Herrschaft des Bösen, weswegen die Wunder Jesu vor allem der Befreiung von Dämonen, Tod, Krankheit und Sünde dienten. Die Zeichen (griech. semeia) und Krafttaten (griech. dynamis) haben dabei aber nicht die Aufgabe, Aufmerksamkeit zu erregen, sondern das Lehren (griech. didaskein) und Predigen (griech. keryssein) Jesu zu unterstreichen und zu bestätigen.

Jesu Messianität fand zum Ärger der jüdischen Führer vor allem aufgrund seiner Wunder und Krankenheilungen und seiner vollmächtigen Predigt in wachsendem Maße Zustimmung bei den jüdischen Volksmassen, wobei dieser Glaube allerdings sehr wankelmütig war und mehr als einmal und insbesondere in den letzten Lebenstagen in ihr Gegenteil umschlug.

Im Gegensatz zu anderen Religionsstiftern wie Buddha und Konfuzius war Jesus also ein Mann des Volkes. Seine Botschaft richtete er nicht an die Reichen, Religionsführer oder Gebildeten, sondern an „den Mühseligen und Beladenen“ (Mt 11,28). Er geißelte mit harten Worten das heuchlerische Verhalten der Pharisäer und Schriftgelehrten, also der Theologen seiner Zeit, die den Menschen schwere Lasten aufbürdeten und selbst nur mit ihrer Gelehrsamkeit glänzen wollten (Mt 23). Dagegen stellte er die Liebe und Gnade Gottes für alle Menschen unabhängig von Stellung und Ansehen, die man nicht durch eigene Anstrengungen und Leistungen erwerben kann, sondern die Gott aus freien Stücken schenkt. Dies eröffnet auch jederzeit die Möglichkeit zur Umkehr für jeden noch so großen Sünder, wie Jesus im Umgang mit den unbeliebten und korrupten römischen Steuereintreibern (Zöllnern) und Prostituierten deutlich macht. Selbst kurz vor seinem Tod verspricht Jesus einem mit ihm gekreuzigten Schwerverbrecher das Paradies, weil er Reue zeigte (Lk 23,43). Und für die Verantwortlichen für seinen Tod betet er: ‚Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun‘ (Lk 23,34). Gott wendet sich dem Geringsten, der demütig um Vergebung bittet, zu, so wie ein Schäfer nach jedem einzelnen verlorenen Schaf sucht (Mt 18,12–14) und der Vater seinen verlorenen Sohn aufnimmt (Lk 15,11–32).

Politik

Die Verkündigung und das Wirken Jesu waren von Gewaltlosigkeit bestimmt, womit er sich entschieden von vielen Gruppen absetzte, die einen militärischen Umsturz propagierten oder einen solchen durch das Eingreifen des Messias erwarteten. Während die jüdische Messiaserwartung eine politische Herrschaft Israels über alle Welt erwartete, war für Jesus das Mittel zur Ausbreitung des Reiches Gottes die Umkehr und Bekehrung des Einzelnen zu einem neuen Leben, nicht aber Revolution und Zwang.

Dennoch empfanden ihn die jüdischen Führer als politische Bedrohung, da seine Kritik ihrer religiösen Tradition ihnen die Unterstützung der Massen kostete und ihre mühsam konstruierte Zusammenarbeit mit den römischen Machthabern gefährdete. Als Jesus daher zur Feier des Passahfestes (Osterfestes) nach Jerusalem kam, nutzten sie die Gelegenheit, ihn von den Römern wegen Gotteslästerung (Mk 14,64) verhaften und ihm den Prozess machen zu lassen. Den Römern, für die der Fall Jesus eigentlich eine innerjüdische, rein religiöse Angelegenheit war, ließen sich mit schlechtem Gewissen, aber opportunistisch einreden, Jesus sei ein politisch gefährlicher Pseudokönig der Juden (Lk 23,2; Joh 19,12+15). Auf dem Kreuz stand dann auch die Inschrift I.N.R.I., (lat.:) Jesus Nazarenus Rex Judaeorum (Jesus von Nazareth, König der Juden) in drei Sprachen.

Passion

Vom letzten Passahmahl Jesu mit seinen Jüngern am Abend vor seinem Tod führt ein direkter Weg zum Verrat durch Judas, die Gefangennahme im Garten Gethsemane, das Verhör vor dem jüdischen Synedrium, die Geißelung und Verspottung vor allem durch die Krönung mit einer Dornenkrone, die Verurteilung zum Kreuzestod durch den römischen Statthalter Pilatus, den Weg zum Kreuz, die Kreuzigung, den Tod und das spätere Begräbnis.

So wurde ausgerechnet der Rabbi, der sich durch seine Weigerung, Rom zu bekämpfen, beim jüdischen Volk unbeliebt gemacht hatte, als politischer Rebell, als Ursurpator mit dem falschen Anspruch, ‚König der Juden‘ zu sein, zum Tode verurteilt und mit der grausamsten Hinrichtungsart der damaligen Zeit (Kreuzigung) hingerichtet, die die Römer sonst nur den Sklaven und Aufständische vorbehalten hatten. Einige hochstehende Anhänger begruben seinen Leichnam in einem nahegelegenen Grab.

Das Todesjahr Jesu fällt in die Amtszeit des römischen Prokurators von Judäa, Pontius Pilatus (26–36 n. Chr.), und der Tag seiner Hinrichtung ist ein Freitag vor dem Passahfest (der „Rüsttag“, Mt 27,62; Mk 15,42; Lk 23,54; Joh 19,14+31) am 14. oder 15. Nisan im jüdischen Kalender. Folgt man dem Johannesevangelium, so kommen dafür nur der 7. April 30 oder der 3. April 33 in Frage kommen. Da der 7. April bei den Römern ein Festtag war, an dem Gerichtsverhandlungen verboten waren, weswegen Pilatus kein Urteil hätte fällen können, gilt der 3. April 33 als der wahrscheinlichere Todestag Jesu.

Kreuzigung

Kreuzigung ist eine aus dem Orient stammende, in der Antike übliche und schändlichste Todesstrafe für Schwerverbrecher, Aufständische und Kriegsverbrecher. Die Grausamkeit der Hinrichtungsart lag nicht so sehr in der eigentlichen Todesursache, dem schließlichen Zusammenbruch der zentralen Funktionen des Körpers im Kreislaufkollaps, sondern in der langen Zeit der schmerzhaften Folter bis zum Tod, für die durch das Annageln der Füße und das Annageln der ausgebreiteten Arme und Händen gesorgt wurde und in der vorangehenden Geißelung und Überanstrengung durch das Tragen des schweren Kreuzes aus der Stadt heraus. Der Ablauf der Kreuzigung Jesu lässt sich aufgrund der Evangelien recht genau rekonstruieren und entspricht ganz den damaligen römischen Gepflogenheiten.

Auferstehung

Als zwei Tage nach der Kreuzigung einige Frauen aus dem Kreis der Jünger Jesu zu seinem Grab kamen, war es leer. Das dürfte historisch unstrittig sein, denn Jesu volles Grab oder sein Leichnam wäre für die Zeitgenossen doch der beste Beweis gegen den neuen Glauben gewesen. Wie sich das leere Grab jedoch erklärt, kann nicht der Historiker, sondern nur der Glaube entscheiden, der sich allerdings dazu auf das Zeugnis der ersten Christen berufen wird. Denn Jesus begegnete seinen Jünger nach ihrem Zeugnis als lebendige und wirkliche, jedoch nicht mehr an Raum und Zeit gebundene Person. Jesu Jünger und Jüngerinnen, aber später auch Paulus, gewannen die unerschütterliche Überzeugung, dem auferstandenen Jesus begegnet zu sein. Erst dieser Glaube hat dazu geführt, dass die Botschaft von Jesus verkündigt und verbreitet wurde, dass die Lebensgeschichte Jesu aufgezeichnet wurde, ja, dass das Christentum zum Christentum wurde. Nicht zufällig sagt Paulus nach Auflistung von Augenzeugen, darunter 500 Männer auf einmal, dass, wenn Jesus nicht auferstanden wäre, der ganze christliche Glaube sinnlos sei und die Christen die dümmsten aller Menschen seien (1Kor 15,13–19). Und nicht zufällig wurde die Erinnerung an die Auferstehung in Form der Taufe, die Tod und Auferstehung symbolisiert, in Form der wöchentlichen Sonntagsfeier, die an die Auferstehung Christi am ersten Tag der Woche erinnert, und in Form des höchsten christlichen Festes, Ostern, zum absoluten Zentrum der Feiern und Rituale des jungen Glaubens.

Der Glaube der Urgemeinde nach der Auferstehung

Die Jünger Jesu ebenso wie Paulus und andere Christen der ersten Stunde waren fest davon überzeugt, dass Jesus der Sohn Gottes, der Herr (griech. kyrios) und der Christus (Messias) ist. Gott hat ihn in die Welt gesandt, um die Menschen zu erlösen. Er hat zwar den Tod seines Sohnes am Kreuz zur Versöhnung gewollt, ihn aber nicht im Grab gelassen, sondern ihn vom Tod zum Leben auferweckt, so dass er seinen Anhängern leibhaftig erschien (1Kor 15,3–8; Mt 28; Lk 24; Joh 20). Der am Kreuz zutiefst Erniedrigte wurde von Gott erhöht, indem er im Anschluss an seine Himmelfahrt (Lk 24,51; Apg 1,9) zum Herrn aller Herren und zum Haupt seiner Kirche erhoben wurde (Eph 1,20–22). Ungezählte Hoheitstitel im N.T. zeugen von diesem Glauben der ersten Christen an Jesus, wie Rabbi, Prophet, Messias, Sohn Davids, Menschensohn, Sohn Gottes, Bild Gottes, Herr, Herr aller Herren, Heiland, Retter, Logos, Priester, Hohepriester, Hirte, Erzhirte und Haupt der Gemeinde.

 

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