Dank an die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg
Ein Jahr nach dem 100. Gedenktag an den Beginn der Endphase des Genozids an Griechen im Pontosgebiet und Kleinasien hat der Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Thomas Schirrmacher, die Anerkennung des Genozids an den Pontosgriechen durch Bundestag und Bundesregierung angemahnt. Die geschätzten 770.000 Todesopfer und Millionen anderer Opfer sowie ihre Nachfahren, von denen viele auch in Deutschland leben, dürften nicht länger ignoriert werden.
Zugleich dankte er anlässlich des 101. Gedenktages am 19. Mai 2020 der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg für die Veröffentlichung des bahnbrechenden Werkes von Loukas Lymperopoulos ‚Die Pontosgriechen in Geschichte und Gegenwart‘, das im Detail belege, warum man von einem Völkermord sprechen müsse (Hamburg, 2020, 289 S., ISBN 978-3-946246-28-2). Erfreulicherweise werde das Werk auch kostenlos zum Download angeboten.
Anders als im Fall der Armenier, so Schirrmacher, denen eine weltweite Lobby und ein eigenständiger Staat – Armenien – zur Seite standen, seien die Pontosgriechen lange in Vergessenheit geraten, da selbst Griechenland ihr Schicksal leugnete. Denn in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sei es zu einer menschenrechtsverletzenden Aufnahme der Auslandsgriechen in Griechenland gekommen, zu der man sich erst jetzt stelle. Erst mit der Anerkennung des Genozids an den Pontosgriechen durch das griechische Parlament im Jahr 2004 sowie den Vorarbeiten dazu begann eigentlich die wissenschaftliche Aufarbeitung. Sie komme erst im Jahr 2020 mit dem neuen monumentalen Buch von Loukas Lymperopoulos zu einer gewissen Vollständigkeit.
Der Deutsche Bundestag ließ in seiner wichtigen Resolution zum Völkermord an den Armeniern vom 2. Juni 2016 die Pontosgriechen unerwähnt, kritisierte Schirrmacher. Dabei hatten im Jahr zuvor der damalige Bundespräsident, Joachim Gauck, ebenso wie die Spitzen der Kirchen im zentralen Gedenkgottesdienst im Berliner Dom Armenier, Assyrer/Aramäer und Pontosgriechen in Bezug auf den Völkermord immer in einem Atemzug genannt, ebenso tat es zeitgleich Papst Franziskus. Das europäische Parlament hatte bereits am 27. September 2006 im Rahmen der Beitrittsverhandlungen der Türkei den Völkermord an allen drei Gruppen vorgehalten.
Am 19. Mai 2019 hatte sich das Jahresgedenken an den Beginn der Endphase des Genozids an Griechen im Pontosgebiet und in Kleinasien zum 100. Mal gejährt. Die Vereine der Griechen aus Pontos des Landes Nordrhein-Westfalen, der Ausschuss zur Förderung der Aufarbeitung und Anerkennung des Genozids im Verband der Griechen aus Pontos in Europa (OSEPE) und das Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum luden aus diesem Anlass zu einem Vortrag von Thomas Schirrmacher „Der Genozid an den Pontos-Griechen: Lehren aus der Geschichte für heute“ mit anschließender Podiumsdiskussion in die Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde Düsseldorf ein.
Im Auftrag der drei Veranstalter hielt Anastasia Dick, Vorsitzende des Ausschusses zur Förderung der Aufarbeitung und Anerkennung des Genozids im Verband der Griechen aus Pontos in Europa (OSEPE), eine Laudatio, die sie erst jetzt der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Außerdem unterstütze Sylvia Pantel (CDU), MdB, Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis des Veranstaltungsortes, das Anliegen der Pontosgriechen durch ein Statement. Zudem fand eine Podiumsdiskussion zwischen dem Referenten, Prof. Dr. Thomas Schirrmacher, und Dr. Kamal Sido, Referent für ethnische, religiöse, sprachliche Minderheiten und Nationalitäten der Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen), und Prof. Mihran Dabag, Institut für Diaspora und Genozid Forschung der Ruhr-Universität Bochum, statt.
Programm 19.5.2019
- 16:00 Uhr: Begrüßung und Eröffnung
Frau Anastasia Tsolakidou
Herr Paraskavas Lavasas - 16:05 Uhr: Grußwort, Ilias T. Mavridis, Vorsitzender des Vereins der Griechen aus Pontos in Düsseldorf e.V.
- 16:10 Uhr: Grußwort Sylvia Pantel (CDU), MdB (Düsseldorf-Süd)
- 16:20 Uhr: Laudatio Anastasia Dick, Vorsitzende des Genozid Ausschusses der Pontos Griechen in Europa
- 16:25 Uhr: Vortrag „Der Genozid an den Pontos-Griechen: Lehren aus der Geschichte für heute“, Prof. Dr. Schirrmacher
- 17:00 Uhr: Podiumsdiskussion mit Fragen aus dem Publikum: Prof. Dr. Thomas Schirrmacher
Dr. Kamal Sido, Referent für ethnische, religiöse, sprachliche Minderheiten und Nationalitäten der Gesellschaft für bedrohte Völker, Göttingen
Prof. Mihran Dabag, Institut für Diaspora und Genozid Forschung der Ruhr-Universität Bochum - 17:50 Uhr: Schlusswort, Dimitrios Konstantinidis, Vorsitzender des Vereins der Griechen aus Pontos in Köln e.V.
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