Hinführung
Papst Benedikt verstand Theologie immer als Schriftauslegung und immer als Denken von Jesus Christus her und zu Jesus Christus hin. Thomas Söding schreibt zutreffend zu „Deus caritas est“ und ihren Autor:
„Wohl aber prägt der päpstliche Theologe der Gattung der Enzyklika seinen Stempel auf: Sie beginnt programmatisch mit einem Schriftzitat und ist in einem qualifizierten Sinn Schriftauslegung …“
Dieser Bibel-Jesus-Papst hat nicht zufällig eine Trilogie zu den Evangelien und über Jesus geschrieben. Die Exegese des Papstes hat dabei verblüffende Parallelen zur heutigen evangelikalen Exegese in den wissenschaftlichen Kommentaren, insbesondere zu denen, die intensiv historisch forschen, aber dabei der Schrift eine hohe historische Glaubwürdigkeit zuschreiben. Kein Wunder, dass Papst Benedikt aus der evangelikalen Welt global viel Zustimmung, ja Lob erfahren hat.
Paul Basse schreibt zwar:
„Sein spätes ‚Opus Magnum‘ versteht er daher auch nicht als das epochale und ultimative Jesus-Buch, sondern nur als letzten Beitrag zu einer anhaltenden Debatte, in dem er fast testamentarisch darauf drängt, den Büchern und Zeugnissen des Evangeliums und den Schriften der Väter und Heiligen in der Summe mindestens so sehr zu trauen wie allen Anstrengungen von Generationen von Theologen, die sich daran abgemüht haben.“
Aber die Radikalität, mit der der Papst dann doch die herrschende Meinung der liberalen theologischen Wissenschaft angreift – bei allem, was wir unten dann zu differenzieren und qualifizieren haben – macht folgendes Zitat deutlich, auf dessen Zusammenhang in Kürze eingegangen wird:
„Und der Antichrist sagt uns dann mit der Gebärde hoher Wissenschaftlichkeit, dass eine Exegese, die die Bibel im Glauben an den lebendigen Gott liest und ihm selbst dabei zuhört, Fundamentalismus sei; nur seine Exegese, die angeblich rein wissenschaftliche, in der Gott selbst nichts sagt und nichts zu sagen hat, sei auf der Höhe der Zeit.“ (I, 65)
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